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Über Petroleumlampen und Feueranmachen

1.
     Gasbeleuchtung und elektrisches Licht haben durch ihre Lichtfülle und die Einfachheit der Behandlung die Petroleumlampen in den vornehmeren Wohnungen vielfach verdrängt. Aber in der einfacheren Hauseinrichtung, auf dem gemütlichen bürgerlichen Familientische spendet die Petroleumlampe an den langen Winterabenden noch in gewohnter Weise ihr stets ruhiges Licht zu Spiel und Arbeit im trauten Familienkreise.
     Gerade das gleichmäßig ruhige Brennen des Petroleumlichts ist ein großer Vorzug vor dem oft flackernden Gaslicht. Auch dem Auge ist es zuträglicher.
     Einen weiteren Vorteil besitzt die Petroleumbeleuchtung in ihrer Billigkeit. Es kosten bei 16 Kerzen Leuchtkraft ungefähr in der Stunde:
  Petroleumbeleuchtung 1,4 Pf,
  Gaslicht 2,3 Pf,
  elektrisches Glühlicht 4 Pf.
     Alle diese Vorzüge bieten die Petroleumlampen jedoch nur bei richtiger Behandlung und sorgfältiger Reinigung. Schlechtes Reinigen, zu hohes oder zu niedriges Schrauben macht sie zu gesundheitsschädlichen und gefährlichen Leuchtkörpern.
     Es ist eine höchst verwerfliche, viel verbreitete Unsitte, den Docht weit herabzuschrauben, wenn man nicht das volle Licht braucht. Dadurch spart man gar kein Petroleum, sonder erreicht nur, daß die Verbrennung unvollkommen stattfindet. Die Gase, in die sich das Petroleum bei der Erhitzung zerlegt, und die den untersten dunkeln, unmittelbar über dem Docht brennenden Teil bilden, können nebst den Kohlenteilchen nicht vollständig verbrennen, weil die niedrige Flamme nicht genug Hitze entwickelt. Die unverbrannten Gase und Kohlenteilchen gelangen nun in die Zimmerluft und verpesten die Atmungsluft ganz bedeutend. Daß in der Flamme sich wirklich viele feste Kohlenteilchen befinden, kann man leicht sehen, wenn man mit einem Blättchen weißen Papiers durch die Flamme fährt. Ein schwarzer Streifen bleibt auf dem Papier zurück. Bei zu hoch geschraubter, blakender Lampe ist wieder die Menge der Kohlenteilchen zu groß, als daß sie alle verbrannt werden können, dicker schwarzer Qualm steigt aus dem Zylinder empor, ein langsam, aber sicher wirkendes Gift für die Lungen.
     Eine sehr verwerfliche Unsitte ist es, nachts beim Schlafen eine Lampe brennen zu lassen, da man sie dann nicht regeln kann. Große Mengen solcher Lichtgase können sogar augenblicklich den Tod herbeiführen. Eine andere gefährliche Eigenschaft falsch behandelter Petroleumlampen ist das Explodieren. Aber nur bei schlechter Reinigung oder falscher Handhabung der Lampen findet dies statt. Wenn der Ölbehälter weit ausgebrannt ist, so kann der leere Raum durch Erwärmung des Öls mit Gas gefüllt sein. Ist nun der Docht im Brenner zu schmal, so daß er die Röhre nicht ganz ausfüllt, so drückt man beim Ausblasen der Lampe von oben die Flamme durch den offenen Raum hinunter, das Gas fängt Feuer, und der Ölbehälter explodiert. Daher muß der Docht unbedingt dick genug sein, um die Röhre ganz auszufüllen. Überhaupt bildet mangelhafte Dochtbeschaffenheit eine Hauptursache von Lampenexplosionen. Vor dem Auslöschen drehe man den Docht nicht herunter; denn dabei fallen leicht brennende Kohlenteilchen in die Röhre, wodurch die aufsteigenden Gase entzündet werden können. Am ungefährlichsten ist es, wenn man recht kräftig über die Öffnung des Zylinders hinwegbläst.
     Eine Entzündung der Gase im Behälter kann auch stattfinden durch deren heraustreiben beim Eingießen von frischem Petroleum. Daher darf man nie während des Brennens Petroleum nachgießen. Selbst beim raschen Hinundherbewegen der Lampe, wenn man sie z. B. von einem Zimmer ins andere trägt, kann die Flamme nach unten schlagen und eine Explosion verursachen. Also auch hierbei verfahre man vorsichtig.
[...]
     Die sorgfältige Reinigung ist der beste Schutz vor schädlicher Gasentwicklung und vor Explosionen. Die Reinigung ist täglich vorzunehmen, nicht nur, wenn Petroleum nachgegossen werden muß; sie wird am besten von der Hausfrau überwacht. Auch ist es von Vorteil, jeden Tag Petroleum nachzufüllen, da die Leuchtkraft des im Behälter verbleibenden Petroleums allmählich abnimmt.
[...]


2.
     Auch das richtige Feueranzünden ist eine Kunst, die gelernt sein will. Bei vielen Hausfrauen steht diese Kunst auf schwachen Füßen, und das Feueranmachen ist für sie eine Arbeit, die sie gern glücklich hinter sich haben. Und doch ist die Sache so einfach.
     Die erste Regel für ein richtiges Feueranmachen heißt: Rost und Aschkasten rein! Es ist ganz natürlich, daß ein Ofen nicht ordentlich brennen kann, wenn er vollgepfropft ist mit Papier und Abfällen aller Art. Schlacken und Papierabfälle und dergleichen mehr werden herausgenommen. Sodann beginnt man mit dem Einlegen. Zuerst wird zerknittertes Papier auf den Rost gelegt. Darauf baut man einen kleinen Haufen lose übereinandergelegter Holzspäne auf, oder man verwendet Lohkuchen oder Torf, den man in Stücke zerbröckelt. Dann legt man die aus dem Ofen genommenen noch unverbrannten Kohlenstücke und einige trockene frische Kohlen oder einige Briketts lose darauf und zündet die Einlage an. Natürlich müssen alle Offenklappen geöffnet sein, damit der Luftdurchzug kräftig ist. Später, wenn das Feuer gut brennt, kann man ihn nach Belieben regeln und danach die Klappen einstellen.
     Die meisten Fehler beim Feueranmachen werden dadurch begangen, daß die Hausfrau zuviel Brennmaterial verwendet. Der zu vollgepfropfte Ofen zieht nicht, und in den allermeisten Fällen raucht er und füllt das Zimmer mit beizendem Qualm. Natürlich muß er von neuem ausgenommen und angelegt werden. Also doppelte Arbeit und vermehrter Materialverbrauch. Bisweilen kommt es allerdings auch vor, daß da Feuer trotz richtigen Einlegens nicht brennen will; der Ofen hat keinen Zug, wie die Hausfrau sagt. Es liegt zum Teil daran, daß der Kamin nicht genügend gefegt ist; mitunter ist er zu niedrig, und der Wind schlägt hinein; er muß dann erhöht werden. Oft auch brennen die Öfen schlecht, wenn die Sonne auf den Schornstein scheint. Im Schornstein bleibt dann eine kalte schwere Luftsäule stehen, da nur die obere Luftschicht erwärmt wird. Die feuchtkalte Luft hat das Bestreben, nach unten zu fallen und den Rauch ins Zimmer zurückzuschlagen. Man kann dem Übelstand abhelfen, indem man eine Handvoll Salz in das Feuer wirft. Man hüte sich aber, Petroleum zu benutzen, dessen Gebrauch mitunter zu Erwärmen der Schornsteinluft angeraten wird. Die Gefahren sind so groß, daß sich der Gebrauch nicht rechtfertigen läßt.

von Otto Gotthilf

aus: "Lesebuch für die katholischen Volkssschulen der Rheinprovinz", Dortmund 1917
gefunden bei Alexander Pelzer

Anmerkung: Es ist nicht überliefert auf welchen Füßen die Künste der Männer seinerzeit standen.