Öldampflampe, Lucigenlampe

Öldampflampen. (Rohpetroleum, Teeröl, Gasstoff. - Sturmbrenner.)

Im Gegensatz zu den Dochtlampen können dochtlose Lampen sehr lichtstarke selbstleuchtende Flammen erzeugen. Gegen Ende der 80er Jahre ist von dem Chemiker Hannay in Glasgow eine Starklichtlampe für Rohpetroleum oder Teeröl gebaut worden, die unter dem Namen Lucigenlampe eingeführt wurde, und der bald mehrere ähnliche Anordnungen unter den Bezeichnungen Jupiter-, Wells- und Oleovaporlampe, auch Dürrlicht, Klimax-, Doty- und Sunlightlampe folgten.

Die starke Lichteinwirkung aller dieser Lampen beruht auf der zuerst durch Friedrich Siemens 1879 in seinen Regenerativ-Gaslampen verwerteten Tatsache, daß die Lichtstärke durch Vorwärmung des Gases oder der Verbrennungsluft, oder beider, erheblich gesteigert werden kann.

Die Lucigenlampe bringt unter dem Druck verdichteter Luft in feinem Sprühregen aus einer Streudüse ausgetriebenes Öl, unter gleichzeitiger Zuführung erwärmter und verdichteter Luft, zur Verbrennung. Statt der Druckluft kann auch überhitzter Dampf verwendet werden.

Beim Jupiterlicht wird das Öl vor der Zuführung der Druckluft in Dampfform übergeführt.

Beim Wells- und beim Oleovaporlicht ist auf die Verwendung von Druckluft bei der Verbrennung verzichtet. Druckluft wird hier nur benutzt, um das Öl in den Brenner zu befördern, wo es durch die von der Flamme selbst erzeugte Wärme in stark erhitzten Dampf verwandelt wird.
Lucigenlampe
Eine Lucigenlampe ist in Abb. 76 dargestellt. Abb. 77 zeigt einen Brenner im Schnitt. Der Ölbehälter A trägt das Rohr F, und dieses den Brenner K. Der untere Teil von F umschließt ein engeres, bis nahe auf den Boden des Behälters hinabbreichendes Rohr, das dazu dient, das Öl dem Brenner zuzuführen. Die mittels einer hier nicht dargestellten Luftpumpe erzeugte Preßluft von 1 1/4 bis 1 3/4 at Druck wird durch das Rohr E zum Teil in den Ölbehälter geleitet, wo sie durch den Druck auf den Ölspiegel das Öl in den Brenner treibt. Ein anderer Teil der Luft tritt aus F in das seitliche Rohr J, kreist sodann in den Rohrwindungen G um die Verbrennungskammer und tritt hierauf stark erwärmt durch das zweite Rohr L in die Streudüse ein. Diese besteht aus zwei ineinander gesteckten Teilen, deren innerer das Öl führt. Zwischen den beiden Teilen bedinden sich rillenförmige Räume, die oben in einem kleinen Raum unmittelbar unter der Düsenöffnung münden. Durch diese Rillen dringt von L die erhitzte Druckluft in das Öl ein, dieses beim Austritt aus der Düse fein zerstäubend. Die weiter nötige Verbrennungsluft wird von der Flamme durch Löcher, die im unteren Teile des Blechmantels der Verbrennungskammer angebracht sind, seitlich angesogen. Das mit dem Rohr F in Verbindung stehende Röhrchen N ist mit einem oben herausstehenden Asbestdocht ausgefüllt. An diesem brennt dauernd eine kleine Flamme, die dazu dient, die Lampe sofort wieder anzuzünden, wenn sie infolge irgend eines Zufalls, sei es wegen Verunreinigung des Brennstoffes durch Wasser oder aus einer anderen Ursache, erlöschen sollte.

Die fackelartige brennende Lucigenflamme ist etwa 1 m hoch und 0,1 bis 0,2 m breit. Sie rußt nicht, brennt auch bei Wind und Regen vorzüglich unter jedem Neigungswinkel des Brenners.

Ein Brenner von 2000 Kerzen (engl.) verbrauchte etwa 8 l Öl in der Stunde und erforderte für das Zusammenpressen der nötigen Luftmenge eine Arbeit von etwas über 1/4 PS.

Die Lucigenlampen sind insofern etwas unbequem, als sie der Mitführung einer besonderen Luftpumpe bedürfen. Wesentlich einfacher ist die Oleovaporlampe. Hier wird der zur Förderung des Öls in den Brenner erforderliche Druck durch eine in den Ölbehälter selbst eingebaute kleine Handluftpumpe erzeugt.

Das Petroleum oder das Teeröl befindet sich in einem auf dem Boden stehenden Behälter, aus dem es durch Luftdruck im Steigrohr zum Brennerkopf emporgeleitet wird. (Bei den Hängelampen dieser Art ist der Behälter in einer gewissen Höhe über dem Brenner angebracht, in den das Petroleum in diesem Falle durch seine eigene Schwere fließt. Hierbei bedarf es einer Pumpe also überhaupt nicht). Aus dem Steigrohr gelangt das Öl in eine in einem kräftigen Eisenkörper steckende Rohrschlange, die zur Inbetriebsetzung der Lampe durch untergelegte brennende Putzwolle oder dergleichen etwa 8 bis 10 Minuten lang angewärmt wird. Das in die Rohrschlange eingelassene Petroleum verwandelt sich in Dampf, der die in der Längsachse der Rohrschlange und vor letzterer liegende Brennerdüse mit großer Geschwindigkeit verläßt und infolgedessen einen Teil der zur Verbrennung erforderlichen Luft in die Verbrennungskammer mit hineinsaugt. Beim Verlassen der Kammer bildet der Dampf eine nicht rußende, langgestreckte weißleuchtende Flamme, bei der nach Schill gewöhnliche Druckschrift auf mehr als 50 m Abstand noch deutlich zu lesen ist. Durch die von der Flamme entwickelte Wärme wird die Temperatur des Brenners und infolgedessen auch die des Petroleumdampfes gesteigert. Die Folge hiervon ist eine Erhöhung der Flammentemperatur, und dieses Wechselspiel führt nach kurzer Zeit zu einem Beharrungszustande.

Schill gibt an, daß die Lampen in der Stunde 6 l Teeröl oder 9 bis 10 l Petroleum verbrauchen und in der Lichtwirkung einer 6 Ampere-Reinkohlen-Bogenlampe überlegen seien.

Öldampflampen sind zur Aushilfsbeleuchtung bei Bauarbeiten, an Unfallstellen u. dgl. recht brauchbar. Lucigenlampen haben besonders in Großbritannien (bei dem Bau der Taybrücke und der Forthbrücke) und in Frankreich, Oleovaporlampen in Deutschland Verwendung gefunden. Zur Innenbeleuchtung eignen sie sich nicht. In neuerer Zeit wird auch zur Aushilfsbeleuchtung vielfach von dem noch sparsameren Petroleum- und Spiritus-Glühlicht Gebrauch gemacht. Für Aufräumungsarbeiten werden auch wohl die leichter beweglichen Azetylen-Sturmfackeln) vorgezogen. Die eine rauhe Behandlung, namentlich dem Glühlicht gegenüber, vertragenden Öldampflampen sind jedoch unter Umständen auch heute noch am Platze.


aus: "Der Eisenbahnbau", Band 5, "Hochbauten der Bahnhöfe, Beleuchtung der Bahnhöfe, Heizung und Lüftung der Bahnhofshochbauten", Leipzig 1922
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Ernst Frei hat folgenden Artikel über die Doty Lampe gefunden und mir seinen Scan freundlicherweise zur Verfügung gestellt:

Doty Lampe

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