Petroleum

Die Verwendung des Begriffs "Petroleum" ist im deutschen Sprachraum mehrdeutig. Ursprünglich wird "Petroleum" (wie im angelsächsischen Sprachraum 'petrol') überwiegend als Sammelbegriff benutzt und bedeutet dann schlicht Erdöl.
Im heutigen Sprachgebrauch wird unter Petroleum jedoch eher ein bestimmtes Destillationsprodukt bei der Erdölfraktionierung verstanden. Erdöl (auch Naphta oder Steinöl) ist ein Gemisch aus verschiedenen Kohlenwasserstoffen, die nach ihren Siedepunkten unterschieden werden*:
 
Siedepunkt [C] Bezeichnung
40-70° Petroläther 
70-120° Leichtbenzin
120-140° Ligroin 
140-180° Schwerbenzin
180-250° Petroleum
250-350° Gasöl, Diesel, Heizöl
> 350° Schmieröl
 
Für "Petroleum" im obigen Sinne werden häufig auch andere, teilweise eher verwendungsorientierte Begriffe wie "Lampenöl", "Leuchtöl", "Kerosin", "Paraffinöl", oder gar "Oleum petrae album" benutzt.

Wichtig für die Verwendung in Petroleumlampen ist jedoch folgendes:

  • Das Petroleum muß "rein" sein, d.h. es darf keine tiefer siedenden Bestandteile enthalten. Der Hinweis auf Petroleum der Klasse A III geht zurück auf die deutsche "Verordnung für brennbare Flüssigkeiten" (VbF). Ein Brennstoff entspricht der Gefahrklasse A III, wenn der Flammpunkt (nicht zu verwechseln mit dem Siedepunkt) zwischen 55° und 100°C liegt. Die Gefahrenklassen A I, A II und B bedeuten allesamt eine Entzündbarkeit bereits unter 55°C, Brennstoffe dieser Klassen dürfen auf keinen Fall für Petroleumlampen benutzt werden. Handelsware in Europa und Nordamerika (franz. "pétrole", engl. "kerosene" , "kerosine" bzw. "paraffin") entspricht in der Regel den Anforderungen an Reinheit, in entlegenen Gebieten sollte man jedoch diesbezüglich etwas vorsichtig sein. Diesel (Gasöl) siedet höher als Petroleum und kann deshalb im Notfall -ohne Explosionsgefahr heraufzubeschwören- benutzt werden, allerdings ist mit stärkerer Rußentwicklung zu rechnen.
  • Das Petroleum sollte "gereinigt" sein. Petroleum besteht aus Kohlenwasserstoffen mit 12-17 Kohlenstoffatomen, die jedoch unterschiedlich angeordnet sind und als Alkane (Paraffine) sowie Zykloalkane (Naphtene) und Alkylbenzole auftreten. Die Alkylbenzole sind aromatische Verbindungen, je geringer deren Anteil im Petroleum, umso geringer ist die Geruchs-, Ruß- und Schadstoffentwicklung und umso geeigneter ist das Petroleum für die Verwendung in Petroleumlampen. Besteht einfach gereinigtes Petroleum zu bis zu 18% aus Aromaten, so enthält hochgereinigtes Petroleum nur noch unter 0,1% Aromaten. Gereinigtes Petroleum ist außer aromaten- auch schwefelarm. Durch Abwesenheit der Aromaten rechtfertigt sich der Begriff "Paraffinöl".
  • Vorsicht bei sogenanntem "Duftpetroleum". Vielfach werden dem Duftpetroleum nur deshalb Duftstoffe zugesetzt, um den zu hohen Aromatengehalt zu übertünchen. Gutes Petroleum verbrennt fast geruchlos. Wurde eine Dochtlampe auch nur einmal mit Duftpetroleum betrieben, muß man den Docht komplett auswechseln, um den 'Duft' später wieder loszuwerden.
  • Grundsätzlich spricht nichts gegen die Verwendung biologischer Öle aus nachwachsenden Rohstoffen, wenn die chemischen Eigenschaften in Flamm- und Siedepunkt dem reinen Petroleum entsprechen. In der Regel sind die angebotenen Lampenöle aus Rapsöl (Flammpunkt ca. 150°, Siedepunkt ca. 200°) jedoch zähflüssiger als mineralische Lampenöle, somit für Dochtlampen nur bedingt und für Petroleumglühlampen überhaupt nicht geeignet.
*) Gelegentlich werden auch etwas abweichende Definitionen als oben genannt:
 
Siedepunkt [C] Bezeichnung
40-70° Petroläther 
70-100° Leichtbenzin
100-120° Autobenzin
120-150° Ligroin 
150-250° Petroleum
250-300° Dieselöl
300-350° Schmieröl
> 360° Paraffin**

**) Grundsätzlich sind alle Alkane (geradkettige, gesättigte Kohlenwasserstoffe) unabhängig von ihren Siedepunkten und Viskositäten Paraffine. Eingebürgert hat sich jedoch der Begriff "Paraffin" in der deutschen Sprache -wegen der Verwendung der Paraffinwachse im Kerzenwachs- für die festen Alkane mit einer Kettenlänge > 25 C-Atomen.
 
Solaröl ...
...ist ein noch gelegentlich anzutreffender Begriff, den der Brockhaus 1901 so erklärt:

"SOLARÖL, deutsches Petroleum, ein Mineral (s.d.), das bei der Destillation von Teer aus Braunkohle, Torf, Blätterschiefer, Bogheadkohle, u. dgl. neben Paraffin (s.d.) und Photogen oder Hydrocarbür (s.d.) gewonnen wird. Es unterscheidet sich von dem leichtern und dünnflüssigen Photogen durch seine dickere Konsistenz, die der des Rüböls wenig nachgiebt. Sein spec. Gewicht ist 0,825 bis 0,830. Sein Siedepunkt liegt zwischen 160 und 196°C. Man benutzt es hauptsächlich gemischt mit pennsylvan. Petroleum zur Beleuchtung, bei größerm Paraffingehalt auch zur Schmiere von Maschinenteilen (z.B. der Spindeln von Spinnmaschinen). Deutschland erzeugt jährlich etwa 150.000 dz S., die Gewinnung wird jedoch durch die verstärkte Einführung des Petroleums mehr und mehr beeinträchtigt."

Hydrocarbür ist laut Brockhaus von 1901 übrigens der allgemeine Begriff für den von den sächsisch-thüringischen Paraffinfabriken eingeführten -damaligen- Handelsnamen "Photogen". Photogen hat eine Dichte von 0,795 bis 0,805 und siedet zwischen 100 und 300°C (so steht es im Brockhaus). Zitat Brockhaus: "Photogen ist dem besten Petroleum gleichzusetzen".