Die "Feuerhand" Sturmlaterne, eine lebende Legende

Seit der Firmengründung im Jahre 1902 im sächsischen Beierfeld produziert die Fa. Hermann Nier Petroleumlaternen. Die Firma fiel schon früh durch einen ausgeprägten Hang zu Innovationen im Bereich der Fertigung und der Verarbeitungsdetails auf. Das erste bekannte Patent stammt aus dem Jahr 1902, das zweite aus dem Jahr 1906, viele weitere folgten.

Feuerhand
Faksimile aus der Patentschrift von 1906:
Gruppe 42. Nr. 194290 vom 25.September1906
Hermann Nier in Beierfeld i.S.
Hebevorrichtung für das Schutzglas von Sturmlaternen, bei der Kröpfungen oder Ausbiegungen die Feststellung der Schutzglocke sichern.

1. Hebevorrichtung für das Schutzglas von Sturmlaternen, bei der Kröpfungen oder Ausbiegungen die Feststellung der Schutzglocke sichern, dadurch gekennzeichnet, daß die wie üblich an dem Blaker befestigte Hebevorrichtung als eine bügelförmige Kulisse (c) ausgeführt ist, deren eine Seite eine gerade Führungsstange bildet, während die andere Seite eine Ausbiegung (c1) hat, welche beim seitlichen Drehen der Kulisse um eine auf dem Luftrohr befestigte Platte (e) greift.

1914 wurde der Markenname "Feuerhand" für die Fa. Hermann Nier urheberrechtlich geschützt. Der Name "Feuerhand" wurde nicht etwa gewählt, weil eine Petroleumlaterne ja zwangsläufig etwas mit Feuer zu tun hat, sondern weil das Blech der Laterne feuerverzinnt wurde. Eine damals offensichtlich bemerkenswerte Veredelung.

Die Sturmlaterne wurde über die Jahre in den verschiedensten Ausführungen hergestellt. Die kleinste maß nur etwa 15 cm Höhe (Feuerhand Nr.75 "Atom") und war als Fahrradlaterne konzipiert, die größeren Modelle brachten es auf über 42 cm (Feuerhand Nr. 201).

Feuerhand
Werbung von 1926

Einige hatten eine eigens erfundene Sturmkappe und Ihre Sturmfestigkeit wurde von staatlichen Stellen attestiert. Repräsentanten dieser Bauart sind die heute noch bekannten gelben Baustellenlaternen, die zusätzlich über einen besonders großen Tank verfügten. Es gab unterschiedliche, hochwertige Gläser in unterschiedlichen Farben für die verschiedensten Verwendungszwecke, v.a. als Signallaternen.

Zwei verschiedene Funktionsprizipien wurden in unterschiedlichem Modellen realisiert:

Kaltluftlaternen (Cold Blast) Mischluftlaternen (Hot Blast)
Cold blast Hot Blast
Bei diesen Laternen wird der erforderliche Sauerstoff durch das Röhrensystem der Laterne leicht angewärmt von oben und seitlich zugeführt. Diese Technik führt zu einer sehr hellen Flamme und sehr hohen Verbrennungstemperaturen, die für die vollständige Verbrennung aller Inhaltsstoffe des Petroleums nützlich sind. Bei diesem Laternentyp werden die Abgase der Lampe durch das Röhrensystem erneut nach unten zur Flamme geführt. Das Resultat ist ein wärmeres Licht bei deutlich geringerem Petroleumverbrauch und bei Verwendung minderwertigen Petroleums eine geringere Schadstoffemission.
Feuerhand Nr.75, 175, 176, 225, 235, 252, 260, 262, 270, 275, 276, 277, 280, 375 Feuerhand Nr. 201, 202, 223, 257, 303, 323, 327, 351, 405, 423, 427, 452

Nach dem Zweiten Weltkrieg zog die Fa. Hermann Nier nach Hohenlockstedt bei Hamburg. Ein Modell, die Feuerhand Nr. +276+ "Baby Spezial" -erstmals gebaut 1953-, wird als einzige heute noch hergestellt und dabei werden in einzelne Länder Stückzahlen exportiert, die in die Hunderttausende gehen.


Informationen aus:
"Feuerhand Sturmlaternen".Light International, Vol.3, No.1, 2000, pp 3-5
Diese englischsprachige Arbeit sei allen wärmstens empfohlen, die sich näher mit dem Thema Sturmlaternen befassen wollen.
Kontakt: Dr. phil. Detlef Bunk · D-45149 Essen · Norderneyweg 5 · ddb@bunk-online.de

Die beiden Fotos stammen aus:
"Leuchtende Vergangenheit" von Dr. Werner Touché, Ausstellungskatalog Hamaland Museum Vreden, 1999, 172 S., ISBN 3-927851-50-7
Dies ist die aktuell umfassendste deutschsprachige Arbeit zum Thema Petroleumlampen mit großem redaktionellen Teil und vielen Fotos.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der genannten Autoren.